Antrag: | Inhaltliches Grundsatzprogramm der NAJU |
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Antragsteller*in: | Rebecca Mahneke (NAJU Berlin) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 20.09.2024, 13:57 |
Ä34 zu A11: Inhaltliches Grundsatzprogramm der NAJU
Antragstext
Von Zeile 333 bis 338:
Nicht heimische Baumarten sollte unter Berücksichtigung der Waldentwicklungstypen eingebracht werden. Der Waldumbau sollte zugunsten einer höheren Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgerisiken umgesetzt werden, unter Reduzierung des Fichtenanbaus (auch nicht dort, wo die Fichte aktuell noch ohne erhöhtes Risiko angebaut werden kann, weil Zukunftsprojektionen in keiner Region Deutschlands weiterhin dafürsprechen).[11]Der Einsatz nicht heimischer Baumarten sollte unter Berücksichtigung der Waldentwicklungstypen erfolgen. Der Waldumbau ist darauf auszurichten, die Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgeerscheinungen zu erhöhen, wobei der Anbau von Fichten reduziert werden sollte – selbst in Regionen, in denen dies derzeit noch ohne erhöhtes Risiko möglich erscheint, da zukünftige Projektionen in keiner Region Deutschlands eine nachhaltige Förderung der Fichte unterstützen.[11]
Inhaltliches Grundsatzprogramm der NAJU
Inhaltsverzeichnis
Ausbau der Erneuerbaren Energien 6
Konsequenter Ausstieg aus fossilen Energieträgern 8
Transformation linearer Wertschöpfungsketten zu zirkulärer Wirtschaft 11
Soziale Gerechtigkeit, Partizipation und Bildung 21
Sozial-ökologische Transformation 22
Demokratie und Vielfalt gegen Rechts 24
Politische Bildung und Teilhabe junger Menschen 26
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) 28
Vorwort
Liebe Naturschutzmacher*innen,
wir, die NAJU (Naturschutzjugend im NABU), sind die unabhängige Kinder- und
Jugendorganisation des NABU. Mit über 130.000 Mitglieder im Alter von 6 bis 27
Jahren und in bundesweit über 1000 Gruppen wird sich aktiv für Umwelt-, Natur-
und Klimaschutz sowie für jugendpolitische Themen eingesetzt. Unser Ziel ist die
Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen und der biologischen
Vielfalt. Durch praktischen Naturschutz und Umweltbildung sollen junge Menschen
bestärkt werden, sich für die Umwelt einzusetzen.
In den letzten Jahren hat sich unsere Arbeit im Verband erheblich ausgeweitet
und diversifiziert. Unsere Themenfelder sind gewachsen und neben den Aspekten
des praktischen Natur- und Umweltschutzes, hat auch unsere unser Engagement,
aktiv in der politischen Landschaft mitzuwirken, zugenommen. Nachhaltige
Veränderungen werden nicht nur durch praktische Maßnahmen, sondern auch durch
Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse erreicht..
Das Grundsatzprogramm soll daher als zentrales Dokument dienen, das die
grundlegenden Werte, Ziele und politische Positionen unseres Verbandes festlegt.
Es soll dabei auf einer übergeordneten Ebene die inhaltlichen Positionspapiere
zusammenfassen und einen inhaltlichen Rahmen für die NAJU abstecken. Außerdem
dient es als Leitfaden für unser Handeln und unsere Entscheidungen und bietet
eine Orientierung für unsere Mitglieder, sowie Unterstützer*innen.
Die Inhalte des Grundsatzprogramms sind in drei wesentliche Themenkomplexe
unterteilt: Klimaschutz, Naturschutz, sowie soziale Gerechtigkeit/Partizipation
und Bildung.
In jedem Themenkomplex werden unsere wichtigsten Forderungen dargestellt und
erläutert. Viele der Themen sind deutlich komplexer, daher verweisen wir bei
einigen auf bereits bestehende Positionspapiere, da diese mehr in die Tiefe
gehen.
Unser Ziel ist es in den nächsten Jahren das Grundsatzprogramm stetig zu
erweitert. Es sollen mehr Themenkomplexe und Unterthemen dazukommen.
Klimaschutz
Die Klimakrise ist eine der größten Bedrohungen unserer natürlichen
Lebensgrundlage. Als NAJU setzen wir uns für einen konsequenten Klimaschutz ein,
denn es ist unsere Verantwortung, die natürlichen Lebensgrundlagen für kommende
Generationen zu bewahren und den fortschreitenden Klimawandel einzudämmen.
Wir sind überzeugt, dass der Schutz unseres Klimas eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe ist, die nur durch gemeinsame Anstrengungen auf allen Ebenen erreicht
werden kann. Um dies zu verwirklichen, fordern wir den Ausbau erneuerbarer
Energien, die Reduktion von Treibhausgasemissionen und den bewussten Umgang mit
Ressourcen. Es ist unerlässlich, dass wir unsere Lebensweise überdenken und
nachhaltige Alternativen zur Norm machen. Klimaschutz ist nicht zuletzt eine
Frage der globalen Gerechtigkeit.
Ausbau der Erneuerbaren Energien
Die Energiewende kann und muss eine Erfolgsgeschichte für Deutschland werden.
Nicht allein aus ökologischen Betrachtungspunkten, bei dem der Energiesektor zu
Beginn des Jahrtausends der mit Abstand größte CO2-Emittent war, sondern
mittlerweile auch aus ökonomischer Sicht sind regenerative Energieanlagen von
enormer Bedeutung. In den vergangenen Jahren hat sich der Anteil der Einspeisung
von Erneuerbaren Energien im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken deutlich
erhöht. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss in den
kommenden Jahren dennoch ein massiver Ausbau von regenerativen Energiequellen
realisiert werden.
Wie jegliche Form der anthropogenen Nutzung, wirkt sich auch der Ausbau der
Erneuerbaren Energien auf die Natur aus. Um eine nachhaltige Nutzung zu
garantieren, bedarf es daher der Berücksichtigung von Naturschutzinteressen bei
der Planung des weiteren Ausbaus.
NAJU-Kernforderungen:
Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen bis 2035!
Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, muss die Bundesrepublik
Deutschland ihre Energiewirtschaft bis 2035 verbindlich auf 100%
Regenerative Energien umstellen.
Einen schnellen, naturverträglichen Ausbau von Windenergie an Land und auf
See!
Für das Gelingen der Energiewende müssen die gesetzlich festgesetzten zwei
Prozent der Bundesfläche für Onshore-Windenergieanlagen naturverträglich,
schnellstmöglich sowie konsequent und gesteuert ausgewiesen werden. Die
Umsetzung muss dabei auf allen Ebenen, von der kommunalen bis hin zur
Landesebene, erfolgen.
Den konsequenten Ausbau von PV-Anlagen auf (insbesondere) versiegelten
Flächen!
Der Ausbau von Photovoltaikanlagen muss prioritär auf bereits versiegelten
oder belasteten Flächen wie etwa Dachflächen, Parkplätzen oder in
Industriegebieten geschehen.
Einen naturverträglichen Ausbau der Energieinfrastruktur und
Speichertechnologien!
Um ganz Deutschland sicher mit Strom aus Erneuerbaren Energien zu
versorgen, braucht es einen schnellen und naturverträglichen Ausbau der
Energieinfrastruktur sowie von Speichertechnologien, um Engpässe zu
überbrücken.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/ausbau-erneuerbare-energien/
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/eckpunkte-wind/
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/resolution-windkraft/
Konsequenter Ausstieg aus fossilen
Energieträgern
Eine nachhaltige Zukunft ist frei von fossilen Energieträgern. Fossile
Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas zerstören nicht nur unsere Umwelt durch ihre
klimaschädlichen Emissionen, sondern gefährden auch die Gesundheit und
Lebensqualität künftiger Generationen. Die Zeit drängt: Der Klimawandel
schreitet voran, und wir haben die Verantwortung, unsere Abhängigkeit von diesen
schädlichen Energieträgern zu beenden. Nur durch den Umstieg auf Erneuerbare
Energien können wir eine lebenswerte Zukunft sichern, in der wir im Einklang mit
der Natur leben.
NAJU-Kernforderungen:
Deutschlandweiter Kohleausstieg bis 2030!
Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, muss in der Bundesrepublik
Deutschland der Braunkohleausstieg in allen deutschen Revieren bis 2030
vollzogen werden.
Keine fossilen Lock-Ins
Der Bau oder die Förderung von sogenannten Brückentechnologien darf nicht
zu einem Lock-In von fossilen Energieträgern führen. Daher müssen alle
neuen Kraftwerksprojekte und Energieinfrastrukturprojekte auf einen
klimaneutralen Betrieb ausgelegt werden.
Atomkraft ist keine Zukunftstechnologie!
Auch wenn einige Länder weiter auf Atomkraft setzen, ist diese keine
Zukunftstechnologie. Atomkraft ist keine sichere Technologie, ein Endlager
in Deutschland gibt es bis heute nicht. Atomkraft ist zudem weder
umweltfreundlich noch klimaneutral und im Vergleich zu Erneuerbaren
Energien deutlich teurer.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/keine-braunkohle/
Mobilitätswende
Der Verkehrsbereich ist einer der wenigen klimarelevanten Sektoren, der noch
keinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet hat. So befinden sich die
Emissionswerte im Jahr 2019 immer noch auf dem Niveau von vor 30 Jahren. Wir
stehen für einen Verkehr, dessen Gestaltung sich an ökologischen und sozialen
Standards orientiert. Wir wollen ein Verkehrssystem, das allen Menschen
unabhängig ihrer sozialen Herkunft dient, das sicher ist sowie der Umwelt und
Gesundheit nicht schadet. Deshalb wollen wir den konsequenten Vorzug des
Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr, Bus & Bahn) in der Verkehrspolitik
gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV). Der Pkw funktioniert in
unserer modernen Vorstellung von Verkehr als komplementäres Verkehrsmittel zum
Umweltverbund.
Um der Mobilitätswende neuen Schwung zu verleihen, bedarf es eines attraktiveren
ÖPNV. Hierzu müssen Kommunen und Verkehrsverbünde in die Lage versetzt werden,
die Taktzahl der aktuellen Verbindungen, die Zuverlässigkeit und Sauberkeit in
Bus und Bahn zu optimieren. Gleichzeitig muss die Anbindung an den ÖPNV
insbesondere in ländlichen oder strukturschwachen Räumen gesteigert werden.
NAJU-Kernforderungen:
Ausbau und Förderung des ÖPV, Rad und Fußwegen!
Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, muss die Kapazität und
die Qualität des ÖPVs ausgebaut werden. Wir brauchen ein sicheres und
flächendeckendes Rad- und Fußwegenetz, das allen Menschen ermöglicht
schnell und komfortabel an ihr Ziel zu kommen. Dem Rad- und Fußverkehr
muss mehr Raum im begrenzten Straßenraum geboten werden.
Autoverkehr realistisch besteuern, umweltschädliche Subventionen abbauen!
Statt das Auto durch Subventionen als Verkehrsmittel künstlich attraktiv
zu gestalten, brauchen wir endlich eine ehrliche Kostenverteilung. Damit
muss bspw. die Vergünstigung von Dieselkraftstoff zurückgenommen werden
und die realen Kosten des Automobilverkehrs auf die Pkw-Steuer umgelegt
werden.
Tempolimit einführen!
Durch ein generelles Tempolimit von 120 km/h würden jährlich rund 2,6 Mio.
Tonnen CO2-Äquivalente eingespart und der Verkehr sicherer werden. Es
braucht daher sowohl ein Tempolimit auf Autobahnen wie die Einführung der
Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts.
Lebenswerte Städte
Straßenraum soll für alle da sein. Straße ist Aufenthalts- und Wirtschaftsraum
und sollte genau dafür gestaltet sein. Unserer Straßenraum muss
kinderfreundlich, grün, sicher, barrierefrei sein, darf der Gesundheit nicht
schaden und macht Lust sich zu entfalten und aufzuhalten. Unser Straßenraum ist
Gemeingut. Zurzeit bedeutet es vor allem, dass Menschen mit Pkw vielerorts ihr
Fahrzeug auf Kosten der Allgemeinheit abstellen können, wir wollen diesen Raum
stattdessen für alle Menschen öffnen.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/mobilit%C3%A4tswende/
Transformation linearer Wertschöpfungsketten zu
zirkulärer Wirtschaft
Die Naturkrise und Klimakrise sind unmittelbare Folgen einer Wirtschaftsweise,
die in vergangenen Jahrzehnten massive Schäden in Bezug auf Biodiversität und
die Kreisläufe in unseren Ökosystemen verursacht hat. Die Transformation zu
einer ökologischen sozialen Marktwirtschaft, wie vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) angestrebt[1], kann nur mit Hilfe von
Kreislaufwirtschaft erfolgen. Das meint das Schließen von Stoffkreisläufen, muss
aber auch Produktdesign zur Steigerung der Lebensdauer und besseren
Reparierbarkeit beinhalten[2].
Eine EU-Richtlinie zur Abfallhierarchie gibt der Wirtschaft erste Regeln vor,
die zur Vermeidung von Abfällen bei der Produktion dienen sollen[3]. Die
Umsetzung dieser ist in der Praxis allerdings nach wie vor mangelhaft. Eine
tatsächliche Kreislaufwirtschaft führt durch den geringeren Bedarf an aus
Primärrohstoffen hergestellten Produkten, zu einer Einsparung von Emissionen[4],
Schutz von Ökosystemen[5] und einer höheren Versorgungssicherheit in Zeiten von
Ressourcenknappheit2.
NAJU-Kernforderungen:
Senkung des primären Rohstoffverbrauchs durch langlebiges Produktdesign
Der Bedarf an primären Rohstoffen, wie Erdöl, Metallen, Biomasse und anderen
Materialien muss durch ein langlebiges Produktdesign minimiert werden.
Bessere Reparierbarkeit
Produkte müssen so gestaltet werden, dass Entsorgung durch Reparaturen vermieden
wird. Daher müssen Anreize geschaffen werden, dass Verbraucher*innen defekte
Produkte reparieren lassen oder in einfachen Fällen Reparaturen selbst vornehmen
können, sowie dass Händler*innen wirtschaftliche Reparaturmöglichkeiten
anbieten.
Förderung von Recycling
Rezyklierte Sekundärrohstoffe müssen in bestehende Produktionsketten
integrierbar sein. Neben der finanziellen Förderung von Forschung und
Entwicklung fordern wir einen gesetzlichen Rahmen, der die Umstellung
wirtschaftlicher Prozesse erleichtert. Rezyklate müssen Primärrohstoffen
vorgezogen werden.
Gesetze zu transparentem Produktdesign in Bezug auf die Nachhaltigkeit
Es fehlt bislang ein gesetzlicher Rahmen zum Verbraucherschutz, der Greenwashing
verhindert. Es benötigt eine eindeutige Kennzeichnung mit klaren Begriffen für
Recyclingfähigkeit und im Produkt verwendete recycelte Materialien.
Ressourcenvernichtung und Vernichtung unverkaufter Neuware nicht nur
reduzieren, sondern vollständig verhindern.
Natur- und Umweltschutz
Der Schwund und die Zerstörung von Ökosystemen und der damit verbundene Verlust
von Biodiversität gehören zu den Hauptproblemen der aktuellen Umweltkrisen.
Deshalb nimmt der aktive Natur- und Umweltschutz eine zentrale Stellung in
unserer Arbeit als NAJU ein, mit der Zielsetzung die natürlichen
Lebensgrundlagen des Menschen und die biologische Vielfalt zu erhalten. So
vermitteln wir jungen Menschen fundierte Kenntnisse über die Tier- und
Pflanzenwelt sowie die Funktionsweise von Ökosystemen. Es werden diverse
Aktionen deutschlandweit angeboten, bei denen verschiedenste Biotope entdeckt
und die Bedeutung der Interaktionen innerhalb von Ökosystemen in
Gesamtzusammenhang gebracht werden. Dabei vermitteln wir profundiertes Wissen
über die Komplexität von Ökosystemen und ihrem Schutz vor allem in Verbindung
mit praktischem Naturschutz und Umweltbildung.
Biodiversität
Der Begriff „biologische Vielfalt“ setzt sich aus den drei Hauptbestandteilen
der Vielfalt der Arten, Vielfalt der Ökosysteme und genetischer Vielfalt
zusammen.[6] Sie gewährleisten eine dynamische Interaktion und Stabilität
zwischen Organismen und Ökosystemen.[7]
Biodiversität spielt in alle Bereiche des täglichen Lebens hinein, von der
Ernährung bis zum Erholungswert der Landschaft. Die NAJU setzt sich mit
Bildungsmaßnahmen und durch Naturschutzeinsätze ebenso für Biologische Vielfalt
ein, wie durch ihre politische Arbeit. „Das Erhalten, Schaffen und Verbessern
von Lebensgrundlagen für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt“ ist in der
Satzung der NAJU verankert. Leider ist in Deutschland ein enormer Verlust an
Biodiversität festzustellen. Daher erwarten wir von der Bundesregierung, nicht
zuzulassen, dass diese weiter schwindet.
NAJU-Kernforderungen:
Nachhaltiger, konsequenter und mittel- wie langfristiger Schutz von
Biodiversität
Wir erwarten, dass die Ziele und Beschlüsse der CBD (Convention on Biological
Diversity) konsequent von der Bundesregierung auf nationaler Ebene umgesetzt
werden. Dies gilt auch für EU-rechtlich verankerte Maßnahmen wie die FFH-
Richtlinie. Ebenso müssen selbstgesteckte Ziele wie die nationale
Biodiversitätsstrategie vorangetrieben, aber auch bei Bedarf aktualisiert
werden.
Politische Entscheidungsträger*innen sollen Maßnahmen ergreifen, die das
Bewusstsein für Biodiversität und ihre Wichtigkeit in der Gesellschaft
hervorheben.
Weniger als 50% der Bevölkerung wissen, was der Begriff „Biologische Vielfalt“
bedeutet.[8] Der Teil der Bevölkerung, welcher den Begriff genau definieren
kann, ist noch sehr viel geringer. Die Bereitschaft, für den Schutz Biologischer
Vielfalt einzutreten, steigt mit dem Wissen darüber. Daher ist
Bewusstseinsschaffung und Sensibilisierung für diese Thematik in Schulen
unabdingbar und muss in den Lehrplänen verankert werden
Niedrigschwellige finanzielle Fördermöglichkeiten schaffen.
Biodiversitätsschutz kostet Geld. Dafür bedarf es ausreichender finanzieller
Unterstützung. Häufig ist der Aufwand eine solche Förderung zu beantragen sehr
hoch und damit für viele Beteiligte nicht leistbar, deshalb müssen bürokratische
Hürden abgebaut werden.
Aktive Jugendbeteiligung in politischen Prozessen zum Biodiversitätsschutz
auf jeder Ebene.
Kinder und Jugendliche von sind diejenigen, die die Folgen von jetzt getroffenen
Entscheidungen in der Zukunft zu tragen haben. Aus diesem Grund muss die Meinung
junger Menschen in politische Entscheidungsprozesse zum Schutz der Natur und der
biologischen Vielfalt einfließen.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/biologische-vielfalt/
Landwirtschaft
Die NAJU fordert die Wende hin zu einer ökologisch orientierten, nachhaltigen
und fairen Landwirtschaft, die im Interesse heutiger und zukünftiger
Generationen einen bedeutsamen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und einer
Reduktion der Treibhausgasemissionen leistet, um dem 1,5° Ziel möglichst nah zu
bleiben.
NAJJU-Kernforderungen:
Ambitionierte Schutzziele - ökologische Nachhaltigkeit
Wir sehen die dringende Notwendigkeit einer Umgestaltung der
Landwirtschaft gemeinsam mit ihren Akteur*innen im Sinne des
Biodiversitätsschutzes und der Klimaanpassung. Hierzu sind Maßnahmen
nötig, die die Biodiversität sowohl auf dem Acker und den angrenzenden
Lebensräumen als auch im Boden fördern. Neben der Stilllegung von Fläche
zählt dazu auch die Reduktion des Einsatzes von Pestiziden. Um Fläche für
solche Maßnahmen bereitstellen zu können ohne die Ernährungssicherung zu
gefährden, ist es notwendig, die Tierbestände und damit einhergehend die
Nutzung von Ackerfläche für die Futtermittelproduktion stark zu
reduzieren. Innovative Landnutzungsformen wie Agroforst oder Agri-PV
können durch Synergieeffekte einen wertvollen Beitrag zur Förderung der
Vielfalt auf dem Acker und der Klimaanpassung bzw. zur Energiewende
leisten.
Gemeinwohlorientierte Transformation - soziale Nachhaltigkeit
Die Auswirkungen auf Klima und Biodiversität bei der Produktion von
Lebensmitteln müssen im Produktpreis abgebildet werden. Dies kann beispielsweise
durch angepasste Mehrwertsteuersätze erreicht werden. Gleichzeitig müssen durch
finanzielle Ausgleichsmechanismen ökonomisch schwächere Haushalte entlastet
werden. Im Sinne der Aufklärung und des Verbraucher*innenschutzes muss sowohl
bei der Kennzeichnung jeglicher gentechnisch veränderter Erzeugnisse als auch
bei den verschiedenen Biosiegeln Transparenz geschaffen werden.
Zukunftsfähige Landwirtschaft strukturell ermöglichen - wirtschaftliche
Nachhaltigkeit
Um den vielfältigen Herausforderungen zu begegnen, braucht es eine regionale und
kleinbäuerliche Landwirtschaft, bei der vor allem nachhaltige Anbauweisen
angemessen finanziell gefördert werden und Planungssicherheit für Landwirt*innen
geschaffen wird. Dazu muss Land für alle landwirtschaftlichen Akteur*innen,
insbesondere Junglandwirt*innen, bezahlbar sein und für Erzeuger*innen müssen
faire Preise gewährleistet werden.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/%C3%B6kologische-landwirtschaft/
Wald
In Deutschland sind etwa 11,4 Millionen Hektar (32%)[9] der Landesfläche
bewaldet, damit hat Deutschland die größte Waldfläche Europas, was eine
besondere Verantwortung mit sich bringt. In den letzten Jahren machte der
Klimawandel vor allem Monokulturen zu schaffen. Es zeigt sich also, dass
Monokulturen weder aus Sicht der Biodiversität noch aus wirtschaftlicher Sicht
Sinn ergeben. Die Nutzung von Holz, und damit dem Wald als Rohstofflieferant,
ist unerlässlich um klima- und umweltschädliche Produkte wie Beton, oder
umweltschädliche Produkte auf Basis von Erdöl zu substituieren. Dabei ist darauf
zu achten, dass alle Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft und damit der
stofflichen Wiedernutzung von Holz ausgeschöpft werden, um die Ressourcen des
Waldes zu schonen und eine möglichst lange Speicherung von Kohlenstoffdioxyd
(CO2) zu gewährleisten.
NAJU-Kernforderungen:
Aufbau und Erhalt von standortsgerechten, artenreichen und
klimaresilienten Mischwäldern aus Naturverjüngung, Saat und Pflanzung.
Wälder und Moore als natürliche Kohlenstoffsenken.
Deutsche Wälder tragen bislang zu einem Anteil von 11-14% zur Senkung der
bundesweiten Emissionen bei.[10] Zusätzlich sollten Renaturierungsprojekten von
trockengelegten Moorlandschaften gefördert werden.
Nachhaltige, sowie naturnahe Bewirtschaftung der Wälder.
Nicht heimische Baumarten sollte unter Berücksichtigung der
Waldentwicklungstypen eingebracht werden. Der Waldumbau sollte zugunsten einer
höheren Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgerisiken umgesetzt
werden, unter Reduzierung des Fichtenanbaus (auch nicht dort, wo die Fichte
aktuell noch ohne erhöhtes Risiko angebaut werden kann, weil
Zukunftsprojektionen in keiner Region Deutschlands weiterhin dafürsprechen).[11]Der Einsatz nicht heimischer Baumarten sollte unter Berücksichtigung der Waldentwicklungstypen erfolgen. Der Waldumbau ist darauf auszurichten, die Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgeerscheinungen zu erhöhen, wobei der Anbau von Fichten reduziert werden sollte – selbst in Regionen, in denen dies derzeit noch ohne erhöhtes Risiko möglich erscheint, da zukünftige Projektionen in keiner Region Deutschlands eine nachhaltige Förderung der Fichte unterstützen.[11]
Binnengewässer
Unsere Binnengewässer bilden ein landesweites Netz an Lebensräumen für Tiere und
Pflanzen. Sie dienen als Wasserreservoir für Wälder und landwirtschaftliche
Flächen. Natürliche Binnengewässer spielen außerdem im Hochwasserschutz eine
wichtige Rolle. Dennoch befinden sich unsere Flüsse und Bäche in einem
schlechten ökologischen Zustand seit vielen Jahrzehnten. Rund 90% der
Oberflächengewässer Deutschlands befinden sich nach wie vor nicht im
angestrebten „guten ökologischen Zustand“. Das heißt in ihnen kommt nicht der
Bestand an Arten vor, der natürlicherweise zu erwarten ist. Insbesondere der
Eintrag von Nähr- und Schadstoffen aus der Landwirtschaft, sowie die
Verschmutzung durch Plastikmüll belasten die Binnengewässer. Anthropogene
bauliche Eingriffe (befestigte Böschungen, Begradigungen, Wehre, Staustufen)
stehen zusätzlich im Kontrast zu natürlichen Binnengewässern.
NAJU-Kernforderungen:
Eine Verbesserung der Gewässerqualität muss schnellstmöglich erreicht
werden
Der „gute ökologische Zustand“ soll für alle Gewässer bis 2027 erreicht
werden. Bisher sind es lediglich 8%[12] (Stand 2021). Ein entschlossenes
Handeln zur Verbesserung er Gewässerqualität ist somit dringend
erforderlich.
Renaturierungsmaßnahmen von Wasserstraßen müssen umgesetzt und langfristig
finanziert werden
Ein wirkungsvolles Instrument zur Verbesserung der Gewässerqualität sind
Renaturierungsmaßnahmen. Neben einer Verbesserung der Lebensräume, sind
diese Maßnahmen auch wichtig für einen natürlichen Hochwasserschutz. Das
Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ wurde für die Renaturierung der
Bundeswasserstraßen 2017 von der Bundesregierung aufgelegt. Jetzt gilt es
Renaturierungsmaßnahmen durchzuführen und eine langfristige Finanzierung
sicherzustellen, damit alle nicht mehr benötigten Wasserstraßen
renaturiert werden und alle anderen ökologisch aufgewertet werden.
Meere
Marine Ökosysteme sowohl in der Nord- und Ostsee als auch in den Weltmeeren sind
durch eine Vielzahl an anthropogenen Stressoren gefährdet. Dazu zählen unter
anderem Fischerei, Nähr- und Schadstoffeinleitungen, Plastikmüll, Rohstoffabbau,
Schiffsverkehr, Unterwasserlärm und Offshore-Infrastruktur. Unsere Meere sind an
ihrer Belastungsgrenze, oder diese ist bereits überschritten. Dennoch bilden
sogar die bestehenden Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee keinen sicheren
Rückzugsort für die Natur, da auch hier menschliche Aktivitäten stattfinden und
nicht effektiv reguliert sind.
Dabei ist unsere Natur in Nord- und Ostsee besonders und schützenswert. In der
Nordsee befindet sich mit dem Wattenmeer, einem UNESCO Weltkulturerbe, ein
weltweit herausragendes Mosaik aus Schlick- und Sandwatten. Diese Landschaft ist
insbesondere auch für den Vogelzug von großer Bedeutung. In der Ostsee bilden
Seegraswiesen wichtige Ökosysteme für die marine Fauna.
NAJU-Kernforderungen:
Eine konsequente Einrichtung von nutzungsfreien Zonen in
Meeresschutzgebieten
Die marinen Ökosysteme braucht Rückzugsorte um sich regenerieren zu
können. Außerdem sind gesunde Meere auch für den Klimaschutz von großer
Bedeutung, da sie eine wichtige Funktion im Klimasystem haben.
Ein Stopp von Verschmutzung durch Nähr- und Schadstoffe, sowie
insbesondere durch Plastikmüll
Diese Einträge müssen sofort und konsequent eingedämmt werden um die
anthropogenen Belastungen der Meere zu verringern.
Eine konsequente Berücksichtigung von Naturschutzinteressen bei der
marinen Raumplanung
Die marine Raumplanung muss einem Gesamtkonzept auf wissenschaftlichen,
objektiven Grundsätzen folgen. Dabei müssen Naturschutzinteressen an
erster Stelle berücksichtig werden.
Ein Stopp von Überfischung und zerstörerischen Fischereipraktiken
Um den gefährdeten Fischbeständen eine Möglichkeit zur Erholung zu geben,
müssen Fangquoten und Praktiken angepasst und reguliert werden.
Soziale Gerechtigkeit, Partizipation und Bildung
In einer zunehmend komplexen und dynamischen Welt ist die Schaffung einer
gerechten und inklusiven Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Als NAJU setzen
wir uns dafür ein, soziale Gerechtigkeit durch umfassende Bildungsangebote und
die Förderung aktiver Partizipation zu verwirklichen. Außerdem müssen wir
demokratische Strukturen ausbauen und schützen. Deshalb beschreiben wir in
diesem Abschnitt unseres Grundsatzprogramms unsere verbandliche Sicht drauf, wie
sich die Gesellschaft und Teilhabe verändern sollte.
Wir glauben daran, dass eine gerechte Gesellschaft nur dann möglich ist, wenn
alle Menschen die Möglichkeit haben, sich einzubringen. Gemeinsam streben wir
nach einer Zukunft, in der Chancengleichheit Realität wird und jede*r Einzelne
unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten kann.
Sozial-ökologische Transformation
Unser globales Wirtschaftssystem, das auf grenzenloses materielles Wachstum
ausgelegt ist, hat katastrophale Folgen und zerstört Natur und Umwelt. Die
Klimakrise verschärft sich weiterhin, globale Ungerechtigkeit und Armut nehmen
zu und der Verlust von Biodiversität schreitet ungebremst voran. Die
Verschärfung dieser Krisen und der enorme Ressourcenverbrauch des Globalen
Nordens gehen besonders zu Lasten der Menschen des Globalen Südens. Ohne ein
Umdenken in der Wirtschaftspolitik und das Umsetzen dringend notwendiger
Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit, werden die globale
Ungerechtigkeit besonders auf Kosten der bereits vulnerablen Bevölkerungsgruppen
weiter zunehmen und Freiheiten massiv eingeschränkt.
Um die Rechte heutiger und zukünftiger Generationen zu schützen, ist die
Bekämpfung der Ursachen der sich gegenseitig verstärkenden ökologischen und
sozialen Krisen unserer Zeit unausweichlich. Es braucht tiefgreifende
Veränderungen in der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hin zu einer gerechten
Verteilung von Wohlstand innerhalb der planetaren Grenzen. Dies kann wiederum
nur gelingen, wenn Maßnahmen sozialgerecht und von demokratischen Mehrheiten
gestaltet werden. Nur durch eine umfassende sozial-ökologische Transformation
können wir den drohenden ökologischen Kollaps abwenden und gleichzeitig eine
gerechtere, inklusive Gesellschaft schaffen.
NAJU-Kernforderungen
Gemeinwohl statt profitorientierte Wirtschafts- und Finanzpolitik:
Wirtschaft zum Wohle des Menschen - zur Garantie der Ausübung der Menschenrechte
wie des Zugangs zu Bildung, Gesundheit, Wohnen etc.- statt bedingungsloses
Wirtschaftswachstum zum Wohle der Privatwirtschaft. Abbau von diskriminierenden
Strukturen (Rassismus, Klassismus, Gender).
Schnellstmöglicher Ausstieg aus fossilen Energieträgern und fossilen
Subventionen:
Die weitere Nutzung fossiler Energien riskiert unumkehrbare Schäden und setzt
das Wohl aller Lebewesen aufs Spiel. Die Abkehr von Fossilen wurde innerhalb der
EU und international bereits beschlossen und muss schnellstmöglich, vollständig,
gerecht und einhergehend mit einem Ausbau von erneuerbaren Energien
vorangetrieben werden.
Eine vollständige Einbeziehung des Wertes von Natur und Umwelt
Bei allem wirtschaftlichen oder politischen Handeln muss der Wert von Natur und
Umwelt angemessen berücksichtigt oder überhaupt erst eingerechnet werden.
Heutzutage werden Wirtschaftsentscheidungen zumeist ohne den Verlust, die
Zerstörung oder die langfristigen Auswirkungen auf Natur und Umwelt kalkuliert.
Stärkung der politischen Partizipation und der demokratischen Strukturen
Die Gesellschaft muss gestaltet und transformiert werden, wofür es mündige
Menschen braucht. Diese müssen dafür an Prozessen und Debatten partizipieren
können, wozu es einer Stärkung der strukturellen Demokratie bedarf.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/sozial-%C3%B6kologische-
transformation/
Demokratie und Vielfalt gegen Rechts
Als NAJU steht wir als Verband für eine lebendige Demokratie, kulturelle,
ethnische und sexuelle Vielfalt sowie Glaubensfreiheit. Gerade in Zeiten/eines
zunehmenden Rechtsrucks und der Zunahme von rechtsextremen Gewalttaten, bezieht
die NAJU klar Stellung und bekennt sich zu einer offenen und vielfältigen
Gesellschaft.
Diese Grundsätze sind für die Arbeit der NAJU als Natur- und Umweltschutzverband
unverhandelbar. Um sich für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz für ALLE
einzusetzen, braucht es eine Brandmauer nach rechts. Die NAJU trägt dabei als
Jugendorganisation des NABU eine besondere Verantwortung. Der NABU, damals Bund
für Vogelschutz, wurde 1899 gegründet und hat als staatstragender
Hauptnaturschutzverband zwischen 1933 bis 1945 unter dem Namen Volksbund für
Vogelschutz keinen Widerstand gegen das NS- Regime geleistet. Nach dem Tod Lina
Hähnles 1941 hat er sich in Gänze in die NS-Diktatur integriert. Aus dieser
Vergangenheit heraus ist die NAJU heute ein überparteilicher, aber keinesfalls
unpolitischer, sondern explizit wertegebundener Verband, der sich gegen
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzt.
Dementsprechend schließt die NAJU-Kooperationen mit Parteien, Organisationen
oder Personen aus, die durch rassistische, antisemitische, queerfeindliche oder
andere menschenverachtende Äußerungen bzw. Taten aufgefallen sind oder damit in
Verbindungen stehen.
NAJU-Kernforderungen:
TeilhabeundBildungfüralle!/TeilhabeundBildungsgerechtigkeit
Die NAJU fordert einen (diskriminierungs)freien Zugang zu Bildungs-, Sozial- und
weiteren Einrichtungen für alle Menschen, um eine Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben zu ermöglichen.
Demokratie(-bildung)stärken!
Um dem Namen Demokratie - „Volksherrschaft” -gerecht zu werden, braucht es eine
demokratische Grundbildung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie
eine Demokratisierung aller gesellschaftlichen Strukturen.
Demokratieprojektelangfristigfördern!
Eines der wichtigsten Werkzeuge im Kampf gegen rechts ist eine verlässliche
Förderung demokratischer Kinder- und Jugendverbände. Als Werkstätten der
Demokratie leisten sie einen wichtigen außerschulischen Beitrag zu einer offenen
und vielfältigen Gesellschaft. Gleiches gilt für Organisationen und Initiativen,
die sich gewaltfrei gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus einsetzen.
Erinnerungskulturfestigen!
Wichtiger Bestandteil im Kampf gegen rechte Ideologien ist eine
verantwortungsbewusste Erinnerungskultur an die Verbrechen des
Nationalsozialismus, um vor Augen zu führen, welche unmenschlichen und tödlichen
Folgen rechtes Gedankengut haben kann.
RassismusproblemderGegenwartanerkennen!
Es darf nicht die Augen davor verschlossen werden, dass es nach wie vor
individuellen, institutionellen und strukturellen Rassismus gibt. Verschiedene
Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit müssen als systematisches Problem
anerkennt und bekämpft werden; rassistische Morde der jüngeren Vergangenheit
(u.a. Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Hanau, die Morde des NSU) als solche
aufgearbeitet und ins breite Bewusstsein getragen werden. Es braucht eine
gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung und eine Abkehr von der Erzählung der
Einzeltäter*innen.
(Rechts-)Populist*innennichtdenDiskursüberlassen!
Die NAJU fordert alle demokratischen Parteien dazu auf, nicht den Diskurs von
(Rechts-) Populist*innen zu übernehmen und damit den Rechtsruck mit
voranzutreiben. Dazu gehört, gegenseitige Diffamierungen fernab politischer
Diskurse einzustellen, komplexe Probleme als solche zu benennen und
Widersprüchlichkeiten aufzuzeigen, anstatt einfache Lösungen zu propagieren.
Transparente Politik schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist ein Grundpfeiler
unserer Demokratie.
Politische Bildung und Teilhabe junger Menschen
Im politischen Diskurs werden die Bedürfnisse und Meinungen junger Menschen kaum
beachtet. Für eine gerechte und inklusive Gesellschaft ist es zentral, dass
junge Menschen Teil des politischen Diskurses werden. Dies muss einerseits durch
politische Entscheidungsträger*innen verstärkt werden, und andererseits müssen
öffentliche Mittel bereitgestellt werden, um junge Menschen über politische
Prozesse aufzuklären und ihnen die Werkzeuge zu geben, aktiv teilzunehmen.
Politische Bildung ist der Schlüssel, um Verständnis und Engagement zu fördern
und bildet die Grundlage für eine gerechtere Gesellschaft. Durch gezielte
Bildungsangebote und Veranstaltungen können Jugendverbände sicherstellen, dass
jeder junge Mensch die Möglichkeit hat, die Stimme zu erheben und Einfluss zu
nehmen.
Partizipation bedeutet nicht nur, informiert zu sein, sondern auch, aktiv
mitzugestalten. Ziel muss es sein, die Hürden für politische Teilhabe zu senken
und dafür zu sorgen, dass alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen
Herkunft, ihre Rechte und Interessen vertreten können.
NAJU-Kernforderungen:
Sicherstellung der politischen Partizipation von jungen Menschen auf allen
politischen Ebenen
Junge Menschen müssen aktiv in den politischen Diskurs eingebunden werden. Dies
muss durch jugendfreundliche Beteiligungsformate sichergestellt werden, die
Zusammen mit jungen Menschen gestaltet werden und Verbindlichkeit auf Seiten der
Politik mitbringen.
Bereitstellung öffentlicher Mittel für politische Bildung
Es müssen ausreichende öffentliche Mittel bereitgestellt werden, um junge
Menschen langfristig über politische Prozesse aufzuklären und ihnen die
Werkzeuge zu geben, aktiv teilzunehmen.
Abbau von Hürden für politische Teilhabe
Es muss sichergestellt werden, dass alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer
sozialen Herkunft, ihre Rechte und Interessen vertreten können. Die Hürden für
politische Teilhabe müssen aktiv gesenkt werden.
Wahlalter abschaffen
Kinder und Jugendliche sollen, wie jede*r andere Bürger*in das Recht erhalten,
selbst zu entscheiden, wann sie bereit und willens sind, über ihre Zukunft zu
entscheiden. Aus rechtlichen Gründen spricht nichts dagegen, das Wahlalter
aufzuheben: In Artikel 38, Absatz 2 im Grundgesetz wird Volljährigkeit nicht
explizit als Voraussetzung für das Wählen genannt. Die Altersgrenze zur
Einschränkung der Ausübung mancher Rechte dient dem Schutz von Kindern und
Jugendlichen.
Vor dem aktiven Wahlrecht muss man sie jedoch nicht beschützen.
Auf politischer Ebene werden Tag für Tag Entscheidungen getroffen, die die
Zukunft und somit vor allem das Leben der jüngeren Generation beeinflussen.
Deshalb ist es irrational, diese Generation von der politischen Gestaltung
auszuschließen. Durch die Abschaffung des Wahlalters wird für die Politik eine
neue Zielgruppe relevant, für die sie aktiv Politik betreiben müsste, um von ihr
gewählt zu werden. Gleichwohl sind wir uns bewusst, dass Kinder und Jugendliche
damit auch zum Ziel politischer Einflussnahme werden können.
NAJU-Kernforderungen:
Abschaffung des Wahlalters für die aktive Wahl!
Jede Person soll ab dem Zeitpunkt persönlich wählen, ab dem sie das möchte und
sie dazu in der Lage ist, die Wahl selbstständig durchzuführen.
Ausbau der politischen Bildung
Nur mit altersgerecht vermittelten Informationen über das politische System,
aktuelle Themen und Entscheidungen können Kinder und Jugendliche eine
reflektierte Entscheidung treffen.
Beteiligungsstrukturen für junge Menschen
Kinder und Jugendliche müssen bei allen Entscheidungen, die auf politischer
Ebene getroffen werden und ihre Lebenswelt (anderes Wort) betreffen, beteiligt
werden. Dafür müssen Beteiligungsstrukturen langfristig verankert werden.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/wahlalter/
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat die Vermittlung einer
Gestaltungskompetenz zum Ziel: Menschen sollen befähigt werden die „Auswirkungen
des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle
Entscheidungen zu treffen“ .[13] Sie sollen eigenverantwortlich, selbstbestimmt
und aktiv die Zukunft im Hinblick auf die Kriterien der Nachhaltigkeit
mitgestalten können.[14] Dazu braucht es eine Bildung, die den Blick auf globale
Zusammenhänge, Gerechtigkeit und die Wertschätzung einer vielfältigen Natur und
Gesellschaft lenkt. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Wissen,
sondern um die Einübung von Partizipation und Teilhabe und die Befähigung, das
Wissen in Handeln umzusetzen.[15]
BNE ist insgesamt ein wichtiger Ansatzpunkt, um eine sozioökonomische
Transformation voranzutreiben. Sie ist deshalb in mehreren globalen und
nationalen Strategien aufgenommen[16].
Wir fordern die konsequente Umsetzung dieser Zielvereinbarungen und damit eine
strukturelle Einbettung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung in das
deutsche Bildungssystem. Dies sollte unter Beteiligung junger Menschen
geschehen.
NAJU-Kernforderungen:
BNE in der formellen, non-formalen und informellen Bildungslandschaft
etablieren
Es gilt, BNE systematisch und flächendeckend in allen Bildungsbereichen –
von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Hochschul- und
Erwachsenenbildung – zu verankern. Dies ist eng an die Verankerung der BNE
in den jeweiligen Lehrplänen geknüpft. [17]
BNE zum festen Bestandteil in der beruflichen Bildung machen
Für die Umsetzung einer BNE in den Bildungsbereichen muss dem Thema vor allem in
der Aus-, Weiter- und Fortbildung von pädagogischen Fach- und Lehrkräften eine
stärkere Gewichtung gegeben werden.17
Langfristige finanzielle Förderung sichern
Die notwendigen finanziellen Mittel für eine rasche Umsetzung durch
ausgebildetes Personal und entsprechende Strukturen müssen langfristig
bereitgestellt werden. 17 Hierzu zählt auch die Zusicherung von Haushaltsmittel
für Jugendverbände, da diese wichtige Arbeit im Bereich der BNE leisten.
[1]BDI. (17. 06 2021). Schlüsselrolle für klimaneutrales und wettbewerbsfähiges
Industrieland. Von Schlüsselrolle für klimaneutrales und wettbewerbsfähiges
Industrieland: https://bdi.eu/artikel/news/schluesselrolle-fuer-klimaneutrales-
und-wettbewerbsfaehiges-industrieland/ abgerufen am 20.08.2024
[2] .BMWK. (20. 08 2024). Die sozial-ökologische Marktwirtschaft ist Leitbild
und Rahmen für die Wirtschaftspolitik von heute. Von Die sozial-ökologische
Marktwirtschaft ist Leitbild und Rahmen für die Wirtschaftspolitik von heute:
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/soziale-marktwirtschaft.html abgerufen
am 20.08.2024
[3] BMUV.(18. 04 2023). Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Von
Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS):
https://www.bmuv.de/themen/kreislaufwirtschaft/kreislaufwirtschaftsstrategie
abgerufen am 20.08.2024
[4] EUR-Lex. (16. 06 2022). EU-Abfallrichtlinie. Von EU-Abfallrichtlinie:
https://eur-lex.europa.eu/DE/legal-content/summary/eu-waste-management-law.html
abgerufen am 20.08.2024
[5] Tim Forslund, A. G. (05 2022). TACKLING ROOT CAUSES – Halting biodiversity
loss through the circular economy. Von TACKLING ROOT CAUSES – Halting
biodiversity loss through the circular economy:
https://www.sitra.fi/app/uploads/2022/05/sitra-tackling-root-causes.pdf
abgerufen am 20.08.2024
[6] The Convention on Biological Diversity. (2011). The Convention on Biological
Diversity. Von The Convention on Biological Diversity:
https://www.cbd.int/doc/legal/cbd-en.pdf, abgerufen am 19.08.2024
[7] Härdtle, W. (2024). Biodiversität, Ökosystemfunktionen und Naturschutz.
Springer Nature.
[8] BMUV. (2018).Naturbewusstsein 2017. Bevölkerungsumfrage zu Natur und
biologischer Vielfalt. Von https://www.bfn.de/sites/default/files/2022-08/2018-
naturbewusstseinsstudie2017-bfn.pdf, abgerufen am 20.08.2024
[9] Bundeswaldinventur 3. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
(BMEL):
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/bundeswaldinventur3.pdf?-
__blob=publicationFile&v=6 abgerufen am 15.08.2024
[10] Bundeswaldstrategie 2050. Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft
(BMEL):https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Waldstrategie2050-
.pdf?__blob=publicationFile&v=9 abgerufen am 15.08.2024
[11] FVA.(2019). https://www.fva-bw.de/daten-tools/geodaten/klimakarten
abgerufen am 20.08.2024
[12] UBA. (2022).Indikator: Ökologischer Zustand der Flüsse. Von
https://.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-oekologischer-
zustand-der-fluesse#die-wichtigsten-fakten , abgrufen am 21.08.24
[13] Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung. (2017). Nationaler
Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum
UNESCO-Weltaktionsprogramm. S.8., Von https://www.bne-
portal.de/bne/shareddocs/downloads/files/nationaler_aktionsplan_
bildung-er_nachhaltige_entwicklung_neu.pdf?__blob=publicationFile&v=3 ,
abgerufen am 21.08.24
[14] Die Bundesregierung. (2016). Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. S.83 ff.
Von
https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975274/318676/3d30c6c2875a9a08d3646-
20ab7916af6/2017-01-11-nachhaltigkeitsstrategie-data.pdf , abgerufen am 21.08.24
[15] NAJU Bundesverband. (2019). Bildung für nachhaltige Entwicklung. Offener
Brief zu den Nachfolgeaktivitäten der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“ (2014). Von https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/position , abgerufen
am 21.08.24
[16] Die Bundesregierung. (2016). Sustainable Development Goals (Unterziel 4.7),
Nationalen Biodiversitätsstrategie, Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Von
https://www.bundesregierung.de/breg-
de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-erklaert-232174 ,
abgerufen am 21.08.24
[17] NAJU Bundesverband. (2014).Offener Brief zu den Nachfolgeaktivitäten der
UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ , verfügbar unter
https://www.naju.de/über-uns/positionen/ , abgerufen am 21.08.24
Von Zeile 333 bis 338:
Nicht heimische Baumarten sollte unter Berücksichtigung der Waldentwicklungstypen eingebracht werden. Der Waldumbau sollte zugunsten einer höheren Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgerisiken umgesetzt werden, unter Reduzierung des Fichtenanbaus (auch nicht dort, wo die Fichte aktuell noch ohne erhöhtes Risiko angebaut werden kann, weil Zukunftsprojektionen in keiner Region Deutschlands weiterhin dafürsprechen).[11]Der Einsatz nicht heimischer Baumarten sollte unter Berücksichtigung der Waldentwicklungstypen erfolgen. Der Waldumbau ist darauf auszurichten, die Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgeerscheinungen zu erhöhen, wobei der Anbau von Fichten reduziert werden sollte – selbst in Regionen, in denen dies derzeit noch ohne erhöhtes Risiko möglich erscheint, da zukünftige Projektionen in keiner Region Deutschlands eine nachhaltige Förderung der Fichte unterstützen.[11]
Inhaltliches Grundsatzprogramm der NAJU
Inhaltsverzeichnis
Ausbau der Erneuerbaren Energien 6
Konsequenter Ausstieg aus fossilen Energieträgern 8
Transformation linearer Wertschöpfungsketten zu zirkulärer Wirtschaft 11
Soziale Gerechtigkeit, Partizipation und Bildung 21
Sozial-ökologische Transformation 22
Demokratie und Vielfalt gegen Rechts 24
Politische Bildung und Teilhabe junger Menschen 26
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) 28
Vorwort
Liebe Naturschutzmacher*innen,
wir, die NAJU (Naturschutzjugend im NABU), sind die unabhängige Kinder- und
Jugendorganisation des NABU. Mit über 130.000 Mitglieder im Alter von 6 bis 27
Jahren und in bundesweit über 1000 Gruppen wird sich aktiv für Umwelt-, Natur-
und Klimaschutz sowie für jugendpolitische Themen eingesetzt. Unser Ziel ist die
Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen und der biologischen
Vielfalt. Durch praktischen Naturschutz und Umweltbildung sollen junge Menschen
bestärkt werden, sich für die Umwelt einzusetzen.
In den letzten Jahren hat sich unsere Arbeit im Verband erheblich ausgeweitet
und diversifiziert. Unsere Themenfelder sind gewachsen und neben den Aspekten
des praktischen Natur- und Umweltschutzes, hat auch unsere unser Engagement,
aktiv in der politischen Landschaft mitzuwirken, zugenommen. Nachhaltige
Veränderungen werden nicht nur durch praktische Maßnahmen, sondern auch durch
Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse erreicht..
Das Grundsatzprogramm soll daher als zentrales Dokument dienen, das die
grundlegenden Werte, Ziele und politische Positionen unseres Verbandes festlegt.
Es soll dabei auf einer übergeordneten Ebene die inhaltlichen Positionspapiere
zusammenfassen und einen inhaltlichen Rahmen für die NAJU abstecken. Außerdem
dient es als Leitfaden für unser Handeln und unsere Entscheidungen und bietet
eine Orientierung für unsere Mitglieder, sowie Unterstützer*innen.
Die Inhalte des Grundsatzprogramms sind in drei wesentliche Themenkomplexe
unterteilt: Klimaschutz, Naturschutz, sowie soziale Gerechtigkeit/Partizipation
und Bildung.
In jedem Themenkomplex werden unsere wichtigsten Forderungen dargestellt und
erläutert. Viele der Themen sind deutlich komplexer, daher verweisen wir bei
einigen auf bereits bestehende Positionspapiere, da diese mehr in die Tiefe
gehen.
Unser Ziel ist es in den nächsten Jahren das Grundsatzprogramm stetig zu
erweitert. Es sollen mehr Themenkomplexe und Unterthemen dazukommen.
Klimaschutz
Die Klimakrise ist eine der größten Bedrohungen unserer natürlichen
Lebensgrundlage. Als NAJU setzen wir uns für einen konsequenten Klimaschutz ein,
denn es ist unsere Verantwortung, die natürlichen Lebensgrundlagen für kommende
Generationen zu bewahren und den fortschreitenden Klimawandel einzudämmen.
Wir sind überzeugt, dass der Schutz unseres Klimas eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe ist, die nur durch gemeinsame Anstrengungen auf allen Ebenen erreicht
werden kann. Um dies zu verwirklichen, fordern wir den Ausbau erneuerbarer
Energien, die Reduktion von Treibhausgasemissionen und den bewussten Umgang mit
Ressourcen. Es ist unerlässlich, dass wir unsere Lebensweise überdenken und
nachhaltige Alternativen zur Norm machen. Klimaschutz ist nicht zuletzt eine
Frage der globalen Gerechtigkeit.
Ausbau der Erneuerbaren Energien
Die Energiewende kann und muss eine Erfolgsgeschichte für Deutschland werden.
Nicht allein aus ökologischen Betrachtungspunkten, bei dem der Energiesektor zu
Beginn des Jahrtausends der mit Abstand größte CO2-Emittent war, sondern
mittlerweile auch aus ökonomischer Sicht sind regenerative Energieanlagen von
enormer Bedeutung. In den vergangenen Jahren hat sich der Anteil der Einspeisung
von Erneuerbaren Energien im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken deutlich
erhöht. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss in den
kommenden Jahren dennoch ein massiver Ausbau von regenerativen Energiequellen
realisiert werden.
Wie jegliche Form der anthropogenen Nutzung, wirkt sich auch der Ausbau der
Erneuerbaren Energien auf die Natur aus. Um eine nachhaltige Nutzung zu
garantieren, bedarf es daher der Berücksichtigung von Naturschutzinteressen bei
der Planung des weiteren Ausbaus.
NAJU-Kernforderungen:
Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen bis 2035!
Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, muss die Bundesrepublik
Deutschland ihre Energiewirtschaft bis 2035 verbindlich auf 100%
Regenerative Energien umstellen.
Einen schnellen, naturverträglichen Ausbau von Windenergie an Land und auf
See!
Für das Gelingen der Energiewende müssen die gesetzlich festgesetzten zwei
Prozent der Bundesfläche für Onshore-Windenergieanlagen naturverträglich,
schnellstmöglich sowie konsequent und gesteuert ausgewiesen werden. Die
Umsetzung muss dabei auf allen Ebenen, von der kommunalen bis hin zur
Landesebene, erfolgen.
Den konsequenten Ausbau von PV-Anlagen auf (insbesondere) versiegelten
Flächen!
Der Ausbau von Photovoltaikanlagen muss prioritär auf bereits versiegelten
oder belasteten Flächen wie etwa Dachflächen, Parkplätzen oder in
Industriegebieten geschehen.
Einen naturverträglichen Ausbau der Energieinfrastruktur und
Speichertechnologien!
Um ganz Deutschland sicher mit Strom aus Erneuerbaren Energien zu
versorgen, braucht es einen schnellen und naturverträglichen Ausbau der
Energieinfrastruktur sowie von Speichertechnologien, um Engpässe zu
überbrücken.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/ausbau-erneuerbare-energien/
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/eckpunkte-wind/
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/resolution-windkraft/
Konsequenter Ausstieg aus fossilen
Energieträgern
Eine nachhaltige Zukunft ist frei von fossilen Energieträgern. Fossile
Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas zerstören nicht nur unsere Umwelt durch ihre
klimaschädlichen Emissionen, sondern gefährden auch die Gesundheit und
Lebensqualität künftiger Generationen. Die Zeit drängt: Der Klimawandel
schreitet voran, und wir haben die Verantwortung, unsere Abhängigkeit von diesen
schädlichen Energieträgern zu beenden. Nur durch den Umstieg auf Erneuerbare
Energien können wir eine lebenswerte Zukunft sichern, in der wir im Einklang mit
der Natur leben.
NAJU-Kernforderungen:
Deutschlandweiter Kohleausstieg bis 2030!
Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, muss in der Bundesrepublik
Deutschland der Braunkohleausstieg in allen deutschen Revieren bis 2030
vollzogen werden.
Keine fossilen Lock-Ins
Der Bau oder die Förderung von sogenannten Brückentechnologien darf nicht
zu einem Lock-In von fossilen Energieträgern führen. Daher müssen alle
neuen Kraftwerksprojekte und Energieinfrastrukturprojekte auf einen
klimaneutralen Betrieb ausgelegt werden.
Atomkraft ist keine Zukunftstechnologie!
Auch wenn einige Länder weiter auf Atomkraft setzen, ist diese keine
Zukunftstechnologie. Atomkraft ist keine sichere Technologie, ein Endlager
in Deutschland gibt es bis heute nicht. Atomkraft ist zudem weder
umweltfreundlich noch klimaneutral und im Vergleich zu Erneuerbaren
Energien deutlich teurer.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/keine-braunkohle/
Mobilitätswende
Der Verkehrsbereich ist einer der wenigen klimarelevanten Sektoren, der noch
keinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet hat. So befinden sich die
Emissionswerte im Jahr 2019 immer noch auf dem Niveau von vor 30 Jahren. Wir
stehen für einen Verkehr, dessen Gestaltung sich an ökologischen und sozialen
Standards orientiert. Wir wollen ein Verkehrssystem, das allen Menschen
unabhängig ihrer sozialen Herkunft dient, das sicher ist sowie der Umwelt und
Gesundheit nicht schadet. Deshalb wollen wir den konsequenten Vorzug des
Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr, Bus & Bahn) in der Verkehrspolitik
gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV). Der Pkw funktioniert in
unserer modernen Vorstellung von Verkehr als komplementäres Verkehrsmittel zum
Umweltverbund.
Um der Mobilitätswende neuen Schwung zu verleihen, bedarf es eines attraktiveren
ÖPNV. Hierzu müssen Kommunen und Verkehrsverbünde in die Lage versetzt werden,
die Taktzahl der aktuellen Verbindungen, die Zuverlässigkeit und Sauberkeit in
Bus und Bahn zu optimieren. Gleichzeitig muss die Anbindung an den ÖPNV
insbesondere in ländlichen oder strukturschwachen Räumen gesteigert werden.
NAJU-Kernforderungen:
Ausbau und Förderung des ÖPV, Rad und Fußwegen!
Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, muss die Kapazität und
die Qualität des ÖPVs ausgebaut werden. Wir brauchen ein sicheres und
flächendeckendes Rad- und Fußwegenetz, das allen Menschen ermöglicht
schnell und komfortabel an ihr Ziel zu kommen. Dem Rad- und Fußverkehr
muss mehr Raum im begrenzten Straßenraum geboten werden.
Autoverkehr realistisch besteuern, umweltschädliche Subventionen abbauen!
Statt das Auto durch Subventionen als Verkehrsmittel künstlich attraktiv
zu gestalten, brauchen wir endlich eine ehrliche Kostenverteilung. Damit
muss bspw. die Vergünstigung von Dieselkraftstoff zurückgenommen werden
und die realen Kosten des Automobilverkehrs auf die Pkw-Steuer umgelegt
werden.
Tempolimit einführen!
Durch ein generelles Tempolimit von 120 km/h würden jährlich rund 2,6 Mio.
Tonnen CO2-Äquivalente eingespart und der Verkehr sicherer werden. Es
braucht daher sowohl ein Tempolimit auf Autobahnen wie die Einführung der
Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts.
Lebenswerte Städte
Straßenraum soll für alle da sein. Straße ist Aufenthalts- und Wirtschaftsraum
und sollte genau dafür gestaltet sein. Unserer Straßenraum muss
kinderfreundlich, grün, sicher, barrierefrei sein, darf der Gesundheit nicht
schaden und macht Lust sich zu entfalten und aufzuhalten. Unser Straßenraum ist
Gemeingut. Zurzeit bedeutet es vor allem, dass Menschen mit Pkw vielerorts ihr
Fahrzeug auf Kosten der Allgemeinheit abstellen können, wir wollen diesen Raum
stattdessen für alle Menschen öffnen.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/mobilit%C3%A4tswende/
Transformation linearer Wertschöpfungsketten zu
zirkulärer Wirtschaft
Die Naturkrise und Klimakrise sind unmittelbare Folgen einer Wirtschaftsweise,
die in vergangenen Jahrzehnten massive Schäden in Bezug auf Biodiversität und
die Kreisläufe in unseren Ökosystemen verursacht hat. Die Transformation zu
einer ökologischen sozialen Marktwirtschaft, wie vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) angestrebt[1], kann nur mit Hilfe von
Kreislaufwirtschaft erfolgen. Das meint das Schließen von Stoffkreisläufen, muss
aber auch Produktdesign zur Steigerung der Lebensdauer und besseren
Reparierbarkeit beinhalten[2].
Eine EU-Richtlinie zur Abfallhierarchie gibt der Wirtschaft erste Regeln vor,
die zur Vermeidung von Abfällen bei der Produktion dienen sollen[3]. Die
Umsetzung dieser ist in der Praxis allerdings nach wie vor mangelhaft. Eine
tatsächliche Kreislaufwirtschaft führt durch den geringeren Bedarf an aus
Primärrohstoffen hergestellten Produkten, zu einer Einsparung von Emissionen[4],
Schutz von Ökosystemen[5] und einer höheren Versorgungssicherheit in Zeiten von
Ressourcenknappheit2.
NAJU-Kernforderungen:
Senkung des primären Rohstoffverbrauchs durch langlebiges Produktdesign
Der Bedarf an primären Rohstoffen, wie Erdöl, Metallen, Biomasse und anderen
Materialien muss durch ein langlebiges Produktdesign minimiert werden.
Bessere Reparierbarkeit
Produkte müssen so gestaltet werden, dass Entsorgung durch Reparaturen vermieden
wird. Daher müssen Anreize geschaffen werden, dass Verbraucher*innen defekte
Produkte reparieren lassen oder in einfachen Fällen Reparaturen selbst vornehmen
können, sowie dass Händler*innen wirtschaftliche Reparaturmöglichkeiten
anbieten.
Förderung von Recycling
Rezyklierte Sekundärrohstoffe müssen in bestehende Produktionsketten
integrierbar sein. Neben der finanziellen Förderung von Forschung und
Entwicklung fordern wir einen gesetzlichen Rahmen, der die Umstellung
wirtschaftlicher Prozesse erleichtert. Rezyklate müssen Primärrohstoffen
vorgezogen werden.
Gesetze zu transparentem Produktdesign in Bezug auf die Nachhaltigkeit
Es fehlt bislang ein gesetzlicher Rahmen zum Verbraucherschutz, der Greenwashing
verhindert. Es benötigt eine eindeutige Kennzeichnung mit klaren Begriffen für
Recyclingfähigkeit und im Produkt verwendete recycelte Materialien.
Ressourcenvernichtung und Vernichtung unverkaufter Neuware nicht nur
reduzieren, sondern vollständig verhindern.
Natur- und Umweltschutz
Der Schwund und die Zerstörung von Ökosystemen und der damit verbundene Verlust
von Biodiversität gehören zu den Hauptproblemen der aktuellen Umweltkrisen.
Deshalb nimmt der aktive Natur- und Umweltschutz eine zentrale Stellung in
unserer Arbeit als NAJU ein, mit der Zielsetzung die natürlichen
Lebensgrundlagen des Menschen und die biologische Vielfalt zu erhalten. So
vermitteln wir jungen Menschen fundierte Kenntnisse über die Tier- und
Pflanzenwelt sowie die Funktionsweise von Ökosystemen. Es werden diverse
Aktionen deutschlandweit angeboten, bei denen verschiedenste Biotope entdeckt
und die Bedeutung der Interaktionen innerhalb von Ökosystemen in
Gesamtzusammenhang gebracht werden. Dabei vermitteln wir profundiertes Wissen
über die Komplexität von Ökosystemen und ihrem Schutz vor allem in Verbindung
mit praktischem Naturschutz und Umweltbildung.
Biodiversität
Der Begriff „biologische Vielfalt“ setzt sich aus den drei Hauptbestandteilen
der Vielfalt der Arten, Vielfalt der Ökosysteme und genetischer Vielfalt
zusammen.[6] Sie gewährleisten eine dynamische Interaktion und Stabilität
zwischen Organismen und Ökosystemen.[7]
Biodiversität spielt in alle Bereiche des täglichen Lebens hinein, von der
Ernährung bis zum Erholungswert der Landschaft. Die NAJU setzt sich mit
Bildungsmaßnahmen und durch Naturschutzeinsätze ebenso für Biologische Vielfalt
ein, wie durch ihre politische Arbeit. „Das Erhalten, Schaffen und Verbessern
von Lebensgrundlagen für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt“ ist in der
Satzung der NAJU verankert. Leider ist in Deutschland ein enormer Verlust an
Biodiversität festzustellen. Daher erwarten wir von der Bundesregierung, nicht
zuzulassen, dass diese weiter schwindet.
NAJU-Kernforderungen:
Nachhaltiger, konsequenter und mittel- wie langfristiger Schutz von
Biodiversität
Wir erwarten, dass die Ziele und Beschlüsse der CBD (Convention on Biological
Diversity) konsequent von der Bundesregierung auf nationaler Ebene umgesetzt
werden. Dies gilt auch für EU-rechtlich verankerte Maßnahmen wie die FFH-
Richtlinie. Ebenso müssen selbstgesteckte Ziele wie die nationale
Biodiversitätsstrategie vorangetrieben, aber auch bei Bedarf aktualisiert
werden.
Politische Entscheidungsträger*innen sollen Maßnahmen ergreifen, die das
Bewusstsein für Biodiversität und ihre Wichtigkeit in der Gesellschaft
hervorheben.
Weniger als 50% der Bevölkerung wissen, was der Begriff „Biologische Vielfalt“
bedeutet.[8] Der Teil der Bevölkerung, welcher den Begriff genau definieren
kann, ist noch sehr viel geringer. Die Bereitschaft, für den Schutz Biologischer
Vielfalt einzutreten, steigt mit dem Wissen darüber. Daher ist
Bewusstseinsschaffung und Sensibilisierung für diese Thematik in Schulen
unabdingbar und muss in den Lehrplänen verankert werden
Niedrigschwellige finanzielle Fördermöglichkeiten schaffen.
Biodiversitätsschutz kostet Geld. Dafür bedarf es ausreichender finanzieller
Unterstützung. Häufig ist der Aufwand eine solche Förderung zu beantragen sehr
hoch und damit für viele Beteiligte nicht leistbar, deshalb müssen bürokratische
Hürden abgebaut werden.
Aktive Jugendbeteiligung in politischen Prozessen zum Biodiversitätsschutz
auf jeder Ebene.
Kinder und Jugendliche von sind diejenigen, die die Folgen von jetzt getroffenen
Entscheidungen in der Zukunft zu tragen haben. Aus diesem Grund muss die Meinung
junger Menschen in politische Entscheidungsprozesse zum Schutz der Natur und der
biologischen Vielfalt einfließen.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/biologische-vielfalt/
Landwirtschaft
Die NAJU fordert die Wende hin zu einer ökologisch orientierten, nachhaltigen
und fairen Landwirtschaft, die im Interesse heutiger und zukünftiger
Generationen einen bedeutsamen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und einer
Reduktion der Treibhausgasemissionen leistet, um dem 1,5° Ziel möglichst nah zu
bleiben.
NAJJU-Kernforderungen:
Ambitionierte Schutzziele - ökologische Nachhaltigkeit
Wir sehen die dringende Notwendigkeit einer Umgestaltung der
Landwirtschaft gemeinsam mit ihren Akteur*innen im Sinne des
Biodiversitätsschutzes und der Klimaanpassung. Hierzu sind Maßnahmen
nötig, die die Biodiversität sowohl auf dem Acker und den angrenzenden
Lebensräumen als auch im Boden fördern. Neben der Stilllegung von Fläche
zählt dazu auch die Reduktion des Einsatzes von Pestiziden. Um Fläche für
solche Maßnahmen bereitstellen zu können ohne die Ernährungssicherung zu
gefährden, ist es notwendig, die Tierbestände und damit einhergehend die
Nutzung von Ackerfläche für die Futtermittelproduktion stark zu
reduzieren. Innovative Landnutzungsformen wie Agroforst oder Agri-PV
können durch Synergieeffekte einen wertvollen Beitrag zur Förderung der
Vielfalt auf dem Acker und der Klimaanpassung bzw. zur Energiewende
leisten.
Gemeinwohlorientierte Transformation - soziale Nachhaltigkeit
Die Auswirkungen auf Klima und Biodiversität bei der Produktion von
Lebensmitteln müssen im Produktpreis abgebildet werden. Dies kann beispielsweise
durch angepasste Mehrwertsteuersätze erreicht werden. Gleichzeitig müssen durch
finanzielle Ausgleichsmechanismen ökonomisch schwächere Haushalte entlastet
werden. Im Sinne der Aufklärung und des Verbraucher*innenschutzes muss sowohl
bei der Kennzeichnung jeglicher gentechnisch veränderter Erzeugnisse als auch
bei den verschiedenen Biosiegeln Transparenz geschaffen werden.
Zukunftsfähige Landwirtschaft strukturell ermöglichen - wirtschaftliche
Nachhaltigkeit
Um den vielfältigen Herausforderungen zu begegnen, braucht es eine regionale und
kleinbäuerliche Landwirtschaft, bei der vor allem nachhaltige Anbauweisen
angemessen finanziell gefördert werden und Planungssicherheit für Landwirt*innen
geschaffen wird. Dazu muss Land für alle landwirtschaftlichen Akteur*innen,
insbesondere Junglandwirt*innen, bezahlbar sein und für Erzeuger*innen müssen
faire Preise gewährleistet werden.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/%C3%B6kologische-landwirtschaft/
Wald
In Deutschland sind etwa 11,4 Millionen Hektar (32%)[9] der Landesfläche
bewaldet, damit hat Deutschland die größte Waldfläche Europas, was eine
besondere Verantwortung mit sich bringt. In den letzten Jahren machte der
Klimawandel vor allem Monokulturen zu schaffen. Es zeigt sich also, dass
Monokulturen weder aus Sicht der Biodiversität noch aus wirtschaftlicher Sicht
Sinn ergeben. Die Nutzung von Holz, und damit dem Wald als Rohstofflieferant,
ist unerlässlich um klima- und umweltschädliche Produkte wie Beton, oder
umweltschädliche Produkte auf Basis von Erdöl zu substituieren. Dabei ist darauf
zu achten, dass alle Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft und damit der
stofflichen Wiedernutzung von Holz ausgeschöpft werden, um die Ressourcen des
Waldes zu schonen und eine möglichst lange Speicherung von Kohlenstoffdioxyd
(CO2) zu gewährleisten.
NAJU-Kernforderungen:
Aufbau und Erhalt von standortsgerechten, artenreichen und
klimaresilienten Mischwäldern aus Naturverjüngung, Saat und Pflanzung.
Wälder und Moore als natürliche Kohlenstoffsenken.
Deutsche Wälder tragen bislang zu einem Anteil von 11-14% zur Senkung der
bundesweiten Emissionen bei.[10] Zusätzlich sollten Renaturierungsprojekten von
trockengelegten Moorlandschaften gefördert werden.
Nachhaltige, sowie naturnahe Bewirtschaftung der Wälder.
Der Einsatz nicht heimischer Baumarten sollte unter Berücksichtigung der Waldentwicklungstypen erfolgen. Der Waldumbau ist darauf auszurichten, die Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgeerscheinungen zu erhöhen, wobei der Anbau von Fichten reduziert werden sollte – selbst in Regionen, in denen dies derzeit noch ohne erhöhtes Risiko möglich erscheint, da zukünftige Projektionen in keiner Region Deutschlands eine nachhaltige Förderung der Fichte unterstützen.[11]
Nicht heimische Baumarten sollte unter Berücksichtigung der
Waldentwicklungstypen eingebracht werden. Der Waldumbau sollte zugunsten einer
höheren Stabilität gegenüber Trockenstress und seinen Folgerisiken umgesetzt
werden, unter Reduzierung des Fichtenanbaus (auch nicht dort, wo die Fichte
aktuell noch ohne erhöhtes Risiko angebaut werden kann, weil
Zukunftsprojektionen in keiner Region Deutschlands weiterhin dafürsprechen).[11]
Binnengewässer
Unsere Binnengewässer bilden ein landesweites Netz an Lebensräumen für Tiere und
Pflanzen. Sie dienen als Wasserreservoir für Wälder und landwirtschaftliche
Flächen. Natürliche Binnengewässer spielen außerdem im Hochwasserschutz eine
wichtige Rolle. Dennoch befinden sich unsere Flüsse und Bäche in einem
schlechten ökologischen Zustand seit vielen Jahrzehnten. Rund 90% der
Oberflächengewässer Deutschlands befinden sich nach wie vor nicht im
angestrebten „guten ökologischen Zustand“. Das heißt in ihnen kommt nicht der
Bestand an Arten vor, der natürlicherweise zu erwarten ist. Insbesondere der
Eintrag von Nähr- und Schadstoffen aus der Landwirtschaft, sowie die
Verschmutzung durch Plastikmüll belasten die Binnengewässer. Anthropogene
bauliche Eingriffe (befestigte Böschungen, Begradigungen, Wehre, Staustufen)
stehen zusätzlich im Kontrast zu natürlichen Binnengewässern.
NAJU-Kernforderungen:
Eine Verbesserung der Gewässerqualität muss schnellstmöglich erreicht
werden
Der „gute ökologische Zustand“ soll für alle Gewässer bis 2027 erreicht
werden. Bisher sind es lediglich 8%[12] (Stand 2021). Ein entschlossenes
Handeln zur Verbesserung er Gewässerqualität ist somit dringend
erforderlich.
Renaturierungsmaßnahmen von Wasserstraßen müssen umgesetzt und langfristig
finanziert werden
Ein wirkungsvolles Instrument zur Verbesserung der Gewässerqualität sind
Renaturierungsmaßnahmen. Neben einer Verbesserung der Lebensräume, sind
diese Maßnahmen auch wichtig für einen natürlichen Hochwasserschutz. Das
Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ wurde für die Renaturierung der
Bundeswasserstraßen 2017 von der Bundesregierung aufgelegt. Jetzt gilt es
Renaturierungsmaßnahmen durchzuführen und eine langfristige Finanzierung
sicherzustellen, damit alle nicht mehr benötigten Wasserstraßen
renaturiert werden und alle anderen ökologisch aufgewertet werden.
Meere
Marine Ökosysteme sowohl in der Nord- und Ostsee als auch in den Weltmeeren sind
durch eine Vielzahl an anthropogenen Stressoren gefährdet. Dazu zählen unter
anderem Fischerei, Nähr- und Schadstoffeinleitungen, Plastikmüll, Rohstoffabbau,
Schiffsverkehr, Unterwasserlärm und Offshore-Infrastruktur. Unsere Meere sind an
ihrer Belastungsgrenze, oder diese ist bereits überschritten. Dennoch bilden
sogar die bestehenden Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee keinen sicheren
Rückzugsort für die Natur, da auch hier menschliche Aktivitäten stattfinden und
nicht effektiv reguliert sind.
Dabei ist unsere Natur in Nord- und Ostsee besonders und schützenswert. In der
Nordsee befindet sich mit dem Wattenmeer, einem UNESCO Weltkulturerbe, ein
weltweit herausragendes Mosaik aus Schlick- und Sandwatten. Diese Landschaft ist
insbesondere auch für den Vogelzug von großer Bedeutung. In der Ostsee bilden
Seegraswiesen wichtige Ökosysteme für die marine Fauna.
NAJU-Kernforderungen:
Eine konsequente Einrichtung von nutzungsfreien Zonen in
Meeresschutzgebieten
Die marinen Ökosysteme braucht Rückzugsorte um sich regenerieren zu
können. Außerdem sind gesunde Meere auch für den Klimaschutz von großer
Bedeutung, da sie eine wichtige Funktion im Klimasystem haben.
Ein Stopp von Verschmutzung durch Nähr- und Schadstoffe, sowie
insbesondere durch Plastikmüll
Diese Einträge müssen sofort und konsequent eingedämmt werden um die
anthropogenen Belastungen der Meere zu verringern.
Eine konsequente Berücksichtigung von Naturschutzinteressen bei der
marinen Raumplanung
Die marine Raumplanung muss einem Gesamtkonzept auf wissenschaftlichen,
objektiven Grundsätzen folgen. Dabei müssen Naturschutzinteressen an
erster Stelle berücksichtig werden.
Ein Stopp von Überfischung und zerstörerischen Fischereipraktiken
Um den gefährdeten Fischbeständen eine Möglichkeit zur Erholung zu geben,
müssen Fangquoten und Praktiken angepasst und reguliert werden.
Soziale Gerechtigkeit, Partizipation und Bildung
In einer zunehmend komplexen und dynamischen Welt ist die Schaffung einer
gerechten und inklusiven Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Als NAJU setzen
wir uns dafür ein, soziale Gerechtigkeit durch umfassende Bildungsangebote und
die Förderung aktiver Partizipation zu verwirklichen. Außerdem müssen wir
demokratische Strukturen ausbauen und schützen. Deshalb beschreiben wir in
diesem Abschnitt unseres Grundsatzprogramms unsere verbandliche Sicht drauf, wie
sich die Gesellschaft und Teilhabe verändern sollte.
Wir glauben daran, dass eine gerechte Gesellschaft nur dann möglich ist, wenn
alle Menschen die Möglichkeit haben, sich einzubringen. Gemeinsam streben wir
nach einer Zukunft, in der Chancengleichheit Realität wird und jede*r Einzelne
unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten kann.
Sozial-ökologische Transformation
Unser globales Wirtschaftssystem, das auf grenzenloses materielles Wachstum
ausgelegt ist, hat katastrophale Folgen und zerstört Natur und Umwelt. Die
Klimakrise verschärft sich weiterhin, globale Ungerechtigkeit und Armut nehmen
zu und der Verlust von Biodiversität schreitet ungebremst voran. Die
Verschärfung dieser Krisen und der enorme Ressourcenverbrauch des Globalen
Nordens gehen besonders zu Lasten der Menschen des Globalen Südens. Ohne ein
Umdenken in der Wirtschaftspolitik und das Umsetzen dringend notwendiger
Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit, werden die globale
Ungerechtigkeit besonders auf Kosten der bereits vulnerablen Bevölkerungsgruppen
weiter zunehmen und Freiheiten massiv eingeschränkt.
Um die Rechte heutiger und zukünftiger Generationen zu schützen, ist die
Bekämpfung der Ursachen der sich gegenseitig verstärkenden ökologischen und
sozialen Krisen unserer Zeit unausweichlich. Es braucht tiefgreifende
Veränderungen in der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hin zu einer gerechten
Verteilung von Wohlstand innerhalb der planetaren Grenzen. Dies kann wiederum
nur gelingen, wenn Maßnahmen sozialgerecht und von demokratischen Mehrheiten
gestaltet werden. Nur durch eine umfassende sozial-ökologische Transformation
können wir den drohenden ökologischen Kollaps abwenden und gleichzeitig eine
gerechtere, inklusive Gesellschaft schaffen.
NAJU-Kernforderungen
Gemeinwohl statt profitorientierte Wirtschafts- und Finanzpolitik:
Wirtschaft zum Wohle des Menschen - zur Garantie der Ausübung der Menschenrechte
wie des Zugangs zu Bildung, Gesundheit, Wohnen etc.- statt bedingungsloses
Wirtschaftswachstum zum Wohle der Privatwirtschaft. Abbau von diskriminierenden
Strukturen (Rassismus, Klassismus, Gender).
Schnellstmöglicher Ausstieg aus fossilen Energieträgern und fossilen
Subventionen:
Die weitere Nutzung fossiler Energien riskiert unumkehrbare Schäden und setzt
das Wohl aller Lebewesen aufs Spiel. Die Abkehr von Fossilen wurde innerhalb der
EU und international bereits beschlossen und muss schnellstmöglich, vollständig,
gerecht und einhergehend mit einem Ausbau von erneuerbaren Energien
vorangetrieben werden.
Eine vollständige Einbeziehung des Wertes von Natur und Umwelt
Bei allem wirtschaftlichen oder politischen Handeln muss der Wert von Natur und
Umwelt angemessen berücksichtigt oder überhaupt erst eingerechnet werden.
Heutzutage werden Wirtschaftsentscheidungen zumeist ohne den Verlust, die
Zerstörung oder die langfristigen Auswirkungen auf Natur und Umwelt kalkuliert.
Stärkung der politischen Partizipation und der demokratischen Strukturen
Die Gesellschaft muss gestaltet und transformiert werden, wofür es mündige
Menschen braucht. Diese müssen dafür an Prozessen und Debatten partizipieren
können, wozu es einer Stärkung der strukturellen Demokratie bedarf.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/sozial-%C3%B6kologische-
transformation/
Demokratie und Vielfalt gegen Rechts
Als NAJU steht wir als Verband für eine lebendige Demokratie, kulturelle,
ethnische und sexuelle Vielfalt sowie Glaubensfreiheit. Gerade in Zeiten/eines
zunehmenden Rechtsrucks und der Zunahme von rechtsextremen Gewalttaten, bezieht
die NAJU klar Stellung und bekennt sich zu einer offenen und vielfältigen
Gesellschaft.
Diese Grundsätze sind für die Arbeit der NAJU als Natur- und Umweltschutzverband
unverhandelbar. Um sich für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz für ALLE
einzusetzen, braucht es eine Brandmauer nach rechts. Die NAJU trägt dabei als
Jugendorganisation des NABU eine besondere Verantwortung. Der NABU, damals Bund
für Vogelschutz, wurde 1899 gegründet und hat als staatstragender
Hauptnaturschutzverband zwischen 1933 bis 1945 unter dem Namen Volksbund für
Vogelschutz keinen Widerstand gegen das NS- Regime geleistet. Nach dem Tod Lina
Hähnles 1941 hat er sich in Gänze in die NS-Diktatur integriert. Aus dieser
Vergangenheit heraus ist die NAJU heute ein überparteilicher, aber keinesfalls
unpolitischer, sondern explizit wertegebundener Verband, der sich gegen
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzt.
Dementsprechend schließt die NAJU-Kooperationen mit Parteien, Organisationen
oder Personen aus, die durch rassistische, antisemitische, queerfeindliche oder
andere menschenverachtende Äußerungen bzw. Taten aufgefallen sind oder damit in
Verbindungen stehen.
NAJU-Kernforderungen:
TeilhabeundBildungfüralle!/TeilhabeundBildungsgerechtigkeit
Die NAJU fordert einen (diskriminierungs)freien Zugang zu Bildungs-, Sozial- und
weiteren Einrichtungen für alle Menschen, um eine Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben zu ermöglichen.
Demokratie(-bildung)stärken!
Um dem Namen Demokratie - „Volksherrschaft” -gerecht zu werden, braucht es eine
demokratische Grundbildung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie
eine Demokratisierung aller gesellschaftlichen Strukturen.
Demokratieprojektelangfristigfördern!
Eines der wichtigsten Werkzeuge im Kampf gegen rechts ist eine verlässliche
Förderung demokratischer Kinder- und Jugendverbände. Als Werkstätten der
Demokratie leisten sie einen wichtigen außerschulischen Beitrag zu einer offenen
und vielfältigen Gesellschaft. Gleiches gilt für Organisationen und Initiativen,
die sich gewaltfrei gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus einsetzen.
Erinnerungskulturfestigen!
Wichtiger Bestandteil im Kampf gegen rechte Ideologien ist eine
verantwortungsbewusste Erinnerungskultur an die Verbrechen des
Nationalsozialismus, um vor Augen zu führen, welche unmenschlichen und tödlichen
Folgen rechtes Gedankengut haben kann.
RassismusproblemderGegenwartanerkennen!
Es darf nicht die Augen davor verschlossen werden, dass es nach wie vor
individuellen, institutionellen und strukturellen Rassismus gibt. Verschiedene
Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit müssen als systematisches Problem
anerkennt und bekämpft werden; rassistische Morde der jüngeren Vergangenheit
(u.a. Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Hanau, die Morde des NSU) als solche
aufgearbeitet und ins breite Bewusstsein getragen werden. Es braucht eine
gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung und eine Abkehr von der Erzählung der
Einzeltäter*innen.
(Rechts-)Populist*innennichtdenDiskursüberlassen!
Die NAJU fordert alle demokratischen Parteien dazu auf, nicht den Diskurs von
(Rechts-) Populist*innen zu übernehmen und damit den Rechtsruck mit
voranzutreiben. Dazu gehört, gegenseitige Diffamierungen fernab politischer
Diskurse einzustellen, komplexe Probleme als solche zu benennen und
Widersprüchlichkeiten aufzuzeigen, anstatt einfache Lösungen zu propagieren.
Transparente Politik schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist ein Grundpfeiler
unserer Demokratie.
Politische Bildung und Teilhabe junger Menschen
Im politischen Diskurs werden die Bedürfnisse und Meinungen junger Menschen kaum
beachtet. Für eine gerechte und inklusive Gesellschaft ist es zentral, dass
junge Menschen Teil des politischen Diskurses werden. Dies muss einerseits durch
politische Entscheidungsträger*innen verstärkt werden, und andererseits müssen
öffentliche Mittel bereitgestellt werden, um junge Menschen über politische
Prozesse aufzuklären und ihnen die Werkzeuge zu geben, aktiv teilzunehmen.
Politische Bildung ist der Schlüssel, um Verständnis und Engagement zu fördern
und bildet die Grundlage für eine gerechtere Gesellschaft. Durch gezielte
Bildungsangebote und Veranstaltungen können Jugendverbände sicherstellen, dass
jeder junge Mensch die Möglichkeit hat, die Stimme zu erheben und Einfluss zu
nehmen.
Partizipation bedeutet nicht nur, informiert zu sein, sondern auch, aktiv
mitzugestalten. Ziel muss es sein, die Hürden für politische Teilhabe zu senken
und dafür zu sorgen, dass alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen
Herkunft, ihre Rechte und Interessen vertreten können.
NAJU-Kernforderungen:
Sicherstellung der politischen Partizipation von jungen Menschen auf allen
politischen Ebenen
Junge Menschen müssen aktiv in den politischen Diskurs eingebunden werden. Dies
muss durch jugendfreundliche Beteiligungsformate sichergestellt werden, die
Zusammen mit jungen Menschen gestaltet werden und Verbindlichkeit auf Seiten der
Politik mitbringen.
Bereitstellung öffentlicher Mittel für politische Bildung
Es müssen ausreichende öffentliche Mittel bereitgestellt werden, um junge
Menschen langfristig über politische Prozesse aufzuklären und ihnen die
Werkzeuge zu geben, aktiv teilzunehmen.
Abbau von Hürden für politische Teilhabe
Es muss sichergestellt werden, dass alle jungen Menschen, unabhängig von ihrer
sozialen Herkunft, ihre Rechte und Interessen vertreten können. Die Hürden für
politische Teilhabe müssen aktiv gesenkt werden.
Wahlalter abschaffen
Kinder und Jugendliche sollen, wie jede*r andere Bürger*in das Recht erhalten,
selbst zu entscheiden, wann sie bereit und willens sind, über ihre Zukunft zu
entscheiden. Aus rechtlichen Gründen spricht nichts dagegen, das Wahlalter
aufzuheben: In Artikel 38, Absatz 2 im Grundgesetz wird Volljährigkeit nicht
explizit als Voraussetzung für das Wählen genannt. Die Altersgrenze zur
Einschränkung der Ausübung mancher Rechte dient dem Schutz von Kindern und
Jugendlichen.
Vor dem aktiven Wahlrecht muss man sie jedoch nicht beschützen.
Auf politischer Ebene werden Tag für Tag Entscheidungen getroffen, die die
Zukunft und somit vor allem das Leben der jüngeren Generation beeinflussen.
Deshalb ist es irrational, diese Generation von der politischen Gestaltung
auszuschließen. Durch die Abschaffung des Wahlalters wird für die Politik eine
neue Zielgruppe relevant, für die sie aktiv Politik betreiben müsste, um von ihr
gewählt zu werden. Gleichwohl sind wir uns bewusst, dass Kinder und Jugendliche
damit auch zum Ziel politischer Einflussnahme werden können.
NAJU-Kernforderungen:
Abschaffung des Wahlalters für die aktive Wahl!
Jede Person soll ab dem Zeitpunkt persönlich wählen, ab dem sie das möchte und
sie dazu in der Lage ist, die Wahl selbstständig durchzuführen.
Ausbau der politischen Bildung
Nur mit altersgerecht vermittelten Informationen über das politische System,
aktuelle Themen und Entscheidungen können Kinder und Jugendliche eine
reflektierte Entscheidung treffen.
Beteiligungsstrukturen für junge Menschen
Kinder und Jugendliche müssen bei allen Entscheidungen, die auf politischer
Ebene getroffen werden und ihre Lebenswelt (anderes Wort) betreffen, beteiligt
werden. Dafür müssen Beteiligungsstrukturen langfristig verankert werden.
Eine ausführliche Positionierung findet ihr hier:
https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/positionen/wahlalter/
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat die Vermittlung einer
Gestaltungskompetenz zum Ziel: Menschen sollen befähigt werden die „Auswirkungen
des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle
Entscheidungen zu treffen“ .[13] Sie sollen eigenverantwortlich, selbstbestimmt
und aktiv die Zukunft im Hinblick auf die Kriterien der Nachhaltigkeit
mitgestalten können.[14] Dazu braucht es eine Bildung, die den Blick auf globale
Zusammenhänge, Gerechtigkeit und die Wertschätzung einer vielfältigen Natur und
Gesellschaft lenkt. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Wissen,
sondern um die Einübung von Partizipation und Teilhabe und die Befähigung, das
Wissen in Handeln umzusetzen.[15]
BNE ist insgesamt ein wichtiger Ansatzpunkt, um eine sozioökonomische
Transformation voranzutreiben. Sie ist deshalb in mehreren globalen und
nationalen Strategien aufgenommen[16].
Wir fordern die konsequente Umsetzung dieser Zielvereinbarungen und damit eine
strukturelle Einbettung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung in das
deutsche Bildungssystem. Dies sollte unter Beteiligung junger Menschen
geschehen.
NAJU-Kernforderungen:
BNE in der formellen, non-formalen und informellen Bildungslandschaft
etablieren
Es gilt, BNE systematisch und flächendeckend in allen Bildungsbereichen –
von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Hochschul- und
Erwachsenenbildung – zu verankern. Dies ist eng an die Verankerung der BNE
in den jeweiligen Lehrplänen geknüpft. [17]
BNE zum festen Bestandteil in der beruflichen Bildung machen
Für die Umsetzung einer BNE in den Bildungsbereichen muss dem Thema vor allem in
der Aus-, Weiter- und Fortbildung von pädagogischen Fach- und Lehrkräften eine
stärkere Gewichtung gegeben werden.17
Langfristige finanzielle Förderung sichern
Die notwendigen finanziellen Mittel für eine rasche Umsetzung durch
ausgebildetes Personal und entsprechende Strukturen müssen langfristig
bereitgestellt werden. 17 Hierzu zählt auch die Zusicherung von Haushaltsmittel
für Jugendverbände, da diese wichtige Arbeit im Bereich der BNE leisten.
[1]BDI. (17. 06 2021). Schlüsselrolle für klimaneutrales und wettbewerbsfähiges
Industrieland. Von Schlüsselrolle für klimaneutrales und wettbewerbsfähiges
Industrieland: https://bdi.eu/artikel/news/schluesselrolle-fuer-klimaneutrales-
und-wettbewerbsfaehiges-industrieland/ abgerufen am 20.08.2024
[2] .BMWK. (20. 08 2024). Die sozial-ökologische Marktwirtschaft ist Leitbild
und Rahmen für die Wirtschaftspolitik von heute. Von Die sozial-ökologische
Marktwirtschaft ist Leitbild und Rahmen für die Wirtschaftspolitik von heute:
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/soziale-marktwirtschaft.html abgerufen
am 20.08.2024
[3] BMUV.(18. 04 2023). Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Von
Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS):
https://www.bmuv.de/themen/kreislaufwirtschaft/kreislaufwirtschaftsstrategie
abgerufen am 20.08.2024
[4] EUR-Lex. (16. 06 2022). EU-Abfallrichtlinie. Von EU-Abfallrichtlinie:
https://eur-lex.europa.eu/DE/legal-content/summary/eu-waste-management-law.html
abgerufen am 20.08.2024
[5] Tim Forslund, A. G. (05 2022). TACKLING ROOT CAUSES – Halting biodiversity
loss through the circular economy. Von TACKLING ROOT CAUSES – Halting
biodiversity loss through the circular economy:
https://www.sitra.fi/app/uploads/2022/05/sitra-tackling-root-causes.pdf
abgerufen am 20.08.2024
[6] The Convention on Biological Diversity. (2011). The Convention on Biological
Diversity. Von The Convention on Biological Diversity:
https://www.cbd.int/doc/legal/cbd-en.pdf, abgerufen am 19.08.2024
[7] Härdtle, W. (2024). Biodiversität, Ökosystemfunktionen und Naturschutz.
Springer Nature.
[8] BMUV. (2018).Naturbewusstsein 2017. Bevölkerungsumfrage zu Natur und
biologischer Vielfalt. Von https://www.bfn.de/sites/default/files/2022-08/2018-
naturbewusstseinsstudie2017-bfn.pdf, abgerufen am 20.08.2024
[9] Bundeswaldinventur 3. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
(BMEL):
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/bundeswaldinventur3.pdf?-
__blob=publicationFile&v=6 abgerufen am 15.08.2024
[10] Bundeswaldstrategie 2050. Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft
(BMEL):https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Waldstrategie2050-
.pdf?__blob=publicationFile&v=9 abgerufen am 15.08.2024
[11] FVA.(2019). https://www.fva-bw.de/daten-tools/geodaten/klimakarten
abgerufen am 20.08.2024
[12] UBA. (2022).Indikator: Ökologischer Zustand der Flüsse. Von
https://.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-oekologischer-
zustand-der-fluesse#die-wichtigsten-fakten , abgrufen am 21.08.24
[13] Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung. (2017). Nationaler
Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum
UNESCO-Weltaktionsprogramm. S.8., Von https://www.bne-
portal.de/bne/shareddocs/downloads/files/nationaler_aktionsplan_
bildung-er_nachhaltige_entwicklung_neu.pdf?__blob=publicationFile&v=3 ,
abgerufen am 21.08.24
[14] Die Bundesregierung. (2016). Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. S.83 ff.
Von
https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975274/318676/3d30c6c2875a9a08d3646-
20ab7916af6/2017-01-11-nachhaltigkeitsstrategie-data.pdf , abgerufen am 21.08.24
[15] NAJU Bundesverband. (2019). Bildung für nachhaltige Entwicklung. Offener
Brief zu den Nachfolgeaktivitäten der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“ (2014). Von https://www.naju.de/%C3%BCber-uns/position , abgerufen
am 21.08.24
[16] Die Bundesregierung. (2016). Sustainable Development Goals (Unterziel 4.7),
Nationalen Biodiversitätsstrategie, Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Von
https://www.bundesregierung.de/breg-
de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-erklaert-232174 ,
abgerufen am 21.08.24
[17] NAJU Bundesverband. (2014).Offener Brief zu den Nachfolgeaktivitäten der
UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ , verfügbar unter
https://www.naju.de/über-uns/positionen/ , abgerufen am 21.08.24
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