Veranstaltung: | Deli |
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Antragsteller*in: | Bundesvorstand (dort beschlossen am: 16.08.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.09.2025, 15:56 |
A13: NAJU-Grundsatzprogramm | Kapitel Natur- und Umweltschutz | Abschnitt Hochgebirge Alpen
Antragstext
Die Alpen sind neben dem Wattenmeer der größte zusammenhängende Naturraum
Europas, der verhältnismäßig unzerschnitten und gering beeinflusst ist. Obwohl
sie nur 2 % der Fläche des Kontinents bedecken, beherbergen sie rund 40 % der
Pflanzen- und Tierarten Europas [1]. Die vielen verschiedenen natürlichen
Ökosysteme sowie Landnutzungssysteme im Alpenraum erbringen zahlreiche wertvolle
Ökosystemleistungen, aus denen die Gesellschaft allgemein und wirtschaftliche
Sektoren großen Nutzen ziehen – nicht nur im Alpenraum und dessen Vorland,
sondern weit darüber hinaus [2]. Darunter zählen die Regulierung von Klima und
Wasserhaushalt sowie die Bereitstellung von ästhetisch reizvollen Natur- und
Kulturlandschaften, die einzigartige Naturerlebnisse ermöglichen und von hohem
Wert für menschliche Gesundheit, Wohlbefinden, Erholungs- und Freizeitnutzung.
Dieser hohen Bedeutung der Alpen stehen vielfältige, durch menschliche
Aktivitäten bedingte, Nutzungsansprüche, Belastungen und Bedrohungen gegenüber.
Durch ungezügelten Verbrauch natürlicher Ressourcen und die kontinuierliche
Ausweitung der Infrastruktur für Siedlungen, Gewerbe, Tourismus,
Energieproduktion und -transport, sowie durch stellenweise maßlose Übernutzung
für Tourismus, Freizeit und Sport und nicht zuletzt durch den menschengemachten
Klimawandel gehen naturbelassene Landschafts- und Naturräume in den Alpen
zusehends und unwiederbringlich verloren oder werden wesentlich beeinträchtigt
[3, 4, 5, 6]. Zwar sind deutschlandweit, wie auch alpenweit, immerhin knapp 30 %
der Fläche unter gesetzlichen Schutz gestellt, dennoch bilden diese keinen
uneingeschränkt sicheren Rückzugsort für die Natur, da auch hier menschliche
Aktivitäten stattfinden und nicht effektiv reguliert sind [7, 8].
- Dem stark gestiegenen und weiter steigenden Nutzungsdruck für Freizeit, Sport
und Erholung (an Land, auf Gewässern und in der Luft) muss mit
zielgruppengerechten Sensibilisierungs- und Lenkungskonzepten bzw.
Nutzungsvereinbarungen sowie personellem Ausbau, Entfristung und Verstärkung der
Schutzgebietsbetreuung begegnet werden.
Um den Trend der zunehmenden Belastung durch den motorisierten Individualverkehr
und Gütertransport in den Alpen zu stoppen und besser noch umzukehren, ist eine
konsequente Mobilitätswende dringend erforderlich. Infrastruktur,
Transportangebot und -kapazität des öffentlichen Personennah- und -fernverkehrs
im Alpenraum sind zu verbessern und entsprechend den Mobilitätsbedürfnissen von
ansässiger Bevölkerung und von Gästen auszubauen. Insbesondere für junge
Menschen sind attraktive grenz- / verbundübergreifende Ticket-Angebote zu
schaffen.
Zur Erreichung der rechtlich verbindlichen Emissionsreduktionsziele bis 2050
sind in allen Sektoren des Alpenraums Maßnahmen zur Energieeinsparung und
Transformation hin zur Klimaneutralität nötig, wobei diese jedoch nicht gegen
Ziele des Naturschutzes ausgespielt werden dürfen und somit gute Abstimmung und
eine sorgfältige Abwägung von Zielkonflikten erforderlich sind. Zudem sind in
allen Sektoren die Risiken und Folgen des Klimawandels bei langfristigen
Entscheidungen mitzuberücksichtigen.
[1] Generaldirektion Umwelt der Europäische Kommission (2010): Natura 2000 in
der alpinen Region. Herausgegeben vom Amt für Veröffentlichungen der
Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg, 16 S. URL:
https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/9a738f76- c937-478d-
b720-1562a53385e4 [letzter Aufruf am 17.08.2025].
[2] Marzelli, S., Riedel, M., Savaşçı, G., Neumann, C. & Szücs, L. (2018):
Ökosystemleistungen – Ein Konzept für den Alpenraum. Studie im Rahmen des
INTERREG-Projekts „Alpine Space – AlpES“. München, 51 S. URL:
https://www.alpine-space.eu/wp-
content/uploads/2022/09/Alpine_ecosystem_services_concept.zip [letzter Aufruf am
17.08.2025].
[3] Wessely, H. & Güthler, A. (2015): Alpenpolitik in Deutschland – Anspruch und
Realität. Im Auftrag des Bundes Naturschutz in Bayern e.V., Nürnberg. Bund
Naturschutz Forschung, Heft 8, 151 S. URL: https://www.bund-
naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Alpen/BN_For
schung_Alpenpolitik_in_Deutschland.pdf [letzter Aufruf am 17.08.2025].
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